Was kostet nachhaltige Nutztierhaltung?

03.02.2022

Mit 87 Teilnehmern war die gemeinsame Winterveranstaltung der Landvolk-Kreisverbände Göttingen und Northeim-Osterode am 02.03.2022 sehr gut besucht. Die gute Teilnahme zeigt das große Interesse am Thema in dieser Region.
Für alle, die an der Veranstaltung leider nicht teilnehmen konnten, haben wir wichtige Inhalte in einem Bericht zusammengefasst:

Was gibt es neues in der Modellregion? Diese Frage war Anlass zur ersten Veranstaltung der Modellregion nachhaltige Nutztierhaltung Südniedersachsen in diesem Jahr. Neben einem Rückblick auf das letzte Projektjahr und dem aktuellen Sachstand der Modellregion, analysierte Christian Wucherpfennig von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Kosten- und Erzeugerpreise eines möglichen Umbaus der Tierhaltung.

In dem ersten Vortrag wurde zunächst noch einmal eine kleine Übersicht über Ziele und Meilensteine der Modellregion von der Projektleiterin Anna-Marie Bürger gegeben. Im Anschluss erfolgte ein Einblick in die allgemeine Arbeit im Projekt und wichtige Themenfelder, wie die Öffentlichkeitsarbeit, Vermarktungsansätze und der Austausch mit der Politik. „Wir beschäftigen uns mit dem Thema und schauen was auf uns zukommt!“, lautet der Leitgedanke.
Aktionen des letzten Jahres waren beispielsweise die Einrichtung von zwei Homepages, die Mitwirkung beim Landwirtschaftsmagazin „Meine Heimat“, die Teilnahme an Hoffesten und die Besuche von zwei Kreistagsfraktionen. Beiträge zu den einzelnen Aktionen finden Sie auf dieser Homepage.
Weiterhin wurden im Projekt zu den einzelnen Tierarten Rind, Schwein und Geflügel verschiedene Vermarktungsansätze verfolgt und Vermarkter über Ziele und Vorhaben der Modellregion informiert.


Der Austausch mit der Politik, der durch die Modellregion vermehrt möglich ist, ist ein besonders erfreuliches Themenfeld. Durch das Projekt werden regelmäßige Gespräche mit regionalen Politikern und dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz als Mittelgeber realisiert. Durch eine Kooperation während der Initialisierungsphase ist weiterhin eine Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität in Göttingen entstanden. Begleitende Forschungen und Gespräche mit Prof. Dr. Achim Spiller finden regelmäßig statt. Dieser ist Professor für „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ am Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, sowie Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für „Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbrauchschutz“, Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft und des BMEL Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“) und damit ein wichtiger Partner für das Projekt. 
Im Anschluss gab es ein kurzes Zwischenfazit der Projektarbeit bisher und einen Ausblick auf weitere Vorhaben. „Wir wollen Botschaften vermitteln“, so Anna-Marie Bürger.

Anders als bei den gewohnten Winterversammlungen wurde zusätzlich ein Referent eingeladen. Christian Wucherpfennig ist Berater im Team Ökologischer Land- und Gartenbau der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und stellvertretender Schulleiter der Fachschule für Ökologischen Landbau in Kleve. Dort unterrichtet er unter anderem das Fach Marketing.
„Der Umbau der Tierhaltung darf nicht auf Kosten der Höfe gehen“, lautete die Überschrift. In einem spannenden Vortrag über das Zusammenbringen von Immissionsschutz und Tierschutz wurde eine Kosten- und Erzeugerpreisanalyse für den Umbau der Schweinehaltung erstellt. Die Transformation der Nutztierhaltung bringt viele Veränderung mit sich. Ob Neu- oder Umbau – es werden Investitionen fällig.


In einer ersten Beschreibung der Ausgangssituation auf dem Schweinemarkt wurde die Kompensation der jahrelang gleichbleibenden Erzeugerpreise durch Bestandsvergrößerungen und Leistungssteigerungen dargestellt. Problematisch für Landwirte sei, dass sie lediglich als „Preisnehmer“ agieren. Erzeugerpreise richten sich ausschließlich nach dem Markt, unabhängig von individuellen Befindlichkeiten.
Im zweiten Schritt wurden Mehrkosten durch die Umsetzung der geplanten staatlichen Tierwohlstufen berechnet und Möglichkeiten, sowie Rahmenbedingungen für deren Umsetzung aufgezeigt. 
Besonders spannend war der Vergleich zwischen derzeitiger gesellschaftlich gewünschter konventioneller Schweinehaltung und der ökologischen Schweinehaltung. Nach Christian Wucherpfennig unterliegen die Vorgaben konventioneller Schweinehaltung ständigen Veränderungen, während Bestimmungen in der ökologischen Haltung seit vielen Jahren annähernd gleich geblieben sind. Daher sei die Planungssicherheit im Bio-Bereich derzeit deutlich größer als in der konventionellen Landwirtschaft. Weiterhin werde in der ökologischen Vermarktung das Angebot durch Mengenkontrolle künstlich gering gehalten, um den Preis auf einem hohen Niveau zu halten.
Am Ende stellte er noch einmal die Wichtigkeit des Marketings heraus. Für den Kunden seien die Unterschiede der einzelnen geplanten Tierwohlstufen nur schwer fassbar. Die Definitionen seien zu fachlich, die Regelbereiche zu abstrakt. Für eine Konsumentenentscheidung anhand geplanter staatlicher Tierwohlstufen bedürfe es einem deutlich höheren Kommunikationsaufwand. „Bilder und Emotionen haben eine enorme Macht. Nur klare und einfache Botschaften funktionieren!“ 

Insgesamt war die gemeinsame Winterversammlung eine sehr gelungene Veranstaltung. Wir danken den Referenten für ihre spannenden Vorträge und selbstverständlich den Teilnehmern für das große Interesse.


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